Ort der Veranstaltung: 16259 Höhenland, OT Wölsickendorf, Dorfteich a.d. Bushaltestelle, wetterbedingt auch Hauptstraße 16 (100m entfernt!).
Fast alle stehenden Gewässer in Ostbrandenburg und weit darüber hinaus sind stark eutrophiert, verbreiten einen unangenehmen Geruch und gehen – vor allem im Falle der Lage in der Dorfmitte – als Erholungsort und Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft verloren.
Ausbaggern ist eine teure und nicht nachhaltige Methode. MITI e.V. erhielt vom MLUK des Landes Brandenburg einen geförderten Auftrag (siehe MITI Website https://www.miti-ev.de/1607-2/), in den Kommunen eine nachhaltige, kostengünstige Variante der Renaturierung dieser Gewässer zu propagieren. Das Ziel des am 28.06.2024 abgeschlossenen Projektes bestand in der Sensibilisierung der kommu-nalen Akteure einschließlich der Einwohner zur Umsetzung wissenschaftlich-tech-nischer Erkenntnisse bei der naturbelassenen, ökologischen Sanierung eutrophierter stehender Gewässer und der sie umgebenden Auen. Im Rahmen von Seminar-veranstaltungen in Kommunen, die Mitglieder der LAG MS sind, wurden geeignete Methoden erläutert. Dadurch wurden die verantwortlichen Amtsträger und lokale Akteure (gewählte Abgeordnete des Bundes, des Landes, des Kreises und der Kom-mune, lokale Interessengruppen, Senioren-Gruppen, Sportvereine, Schülergruppen, konfessions-gebundene Gruppen u.a.m.) in die Lage versetzt, diese innovativen Technologien zu verstehen und entsprechende Förderanträge zur ökologischen Sanierung der Gewässer und umliegender Auen als kultureller Mittelpunkt der Gemeinde einzureichen. Interessierte Kommunen hatten die Möglichkeit, sich mit geeigneten Dienstleistern zur Umsetzung dieser Methoden in Verbindung zu setzen. Nun liegt im LK MOL ein erstes erfolgreiches Ergebnis vor, welches am 11.07.2024 im Ortsteil Wölsickendorf-Wollenberg der Gemeinde Höhenland, LK MOL, vom Auftrag-geber – Ortsvorstand Wölsickendorf, dem Auftragnehmer – Märkische Wirtschafts-genossen-schaft e.G.i.G., Strausberg, sowie dem Märkischen Institut für Technolo-gie- und Innovationsförderung (MITI e.V.) präsentiert wurde.
Die Gemeinde Höhenland liegt im Landkreis Märkisch-Oderland (Brandenburg). Sie wird vom Amt Falkenberg-Höhe verwaltet (https://de.wikipedia.org/wiki/Hohenland). Zur Gemeinde Höhenland gehören die drei Ortsteile: Leuenberg, Steinbeck und Wölsickendorf-Wollenberg.
Das sanierte Gewässer in Wölsickendorf: Das stehende Gewässer ist klar und ohne unangenehmen Geruch.
Nach einer kurzen Begrüßung durch den Ortsvorsteher, Herrn Jörg Schleinitz, und einer Vorstellung der Hauptakteure durch den 1. Vorsitzenden des Vorstandes MITI, Herrn Prof. Dr. Edgar Klose, stellten sich alle Teilnehmenden vor (insgesamt nahmen an der Veranstaltung 19 Interessenten – Ortsvorsteher, Bürgermeister, Presse-vertreter sowie Einwohner – teil.
Danach berichteten der Auftraggeber und der Auftragnehmer in kurzer Form über den Ausgangszustand des Dorfteiches und den nunmehr durch den Einsatz naturbelassener Methoden erreichten Zustand des Gewässers.
Eröffnung der Veranstaltung am Ufer des sanierten Teiches.
Alle Akteure standen dann für interessente Einzelgespräche zur Verfügung: Es wurde in verschiedenen wechselnden Gruppen lebhaft diskutiert (siehe Bilder unten).
Diskussion in verschiedenen Gruppen.
Einige Informationen zur durchgeführten Sanierung des Teiches (Eine naturbelassene, nachhaltige Methode zum Abbau des Schlammes durch Zerlegung in seine natürlichen Bestandteile):
- Die Schlamm-Stoffe sind organisches Material. Durch die herrschenden anaeroben Prozesse sind aerob tätige Bakterien nur in Spuren vorhanden. Diese sind jedoch erforderlich, um den Schlamm in seine Bestandteile zu zerlegen, die die natürlichen aeroben Prozesse im Teich wieder ermöglichen.
- Ausgangsprozess: Mittels Chlorophyll im Pflanzenmaterial und der Energie des Sonnenlichtes wurde Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt, wobei der Wasserstoff mit dem CO2 der Luft die Kohlenwasserstoffe (Zucker, Stärke, Zellulose – Pflanzenbestandteile) bildete und der Sauerstoff freigesetzt wurde.
- Die Aufgabe: Es muss dafür gesorgt werden, dass geeignete, nichttoxische aerobe Bakterien innerhalb des (noch) Gewässers die Oberhand gewinnen und Schritt für Schritt den Schlamm abbauen und in seine Bestandteile zerlegen. Die Mikroorganismen setzen die abzubauenden Stoffe zu gelösten, biologisch verwertbaren Kohlenstoffverbindungen und zu Wasser um. Infolge der stetig fortschreitenden aeroben Prozesse wird den anaeroben Prozessen die Grundlage entzogen.
- Dieser Prozess ist möglich. Entsprechende Verfahren wurden entwickelt und sind hinreichen erprobt. Von staatlichen Stellen wurden die Verfahrensschritte zeitlich verfolgt und die Ergebnisse wurden zertifiziert.
- Diese Prozesse sind nachhaltig im Sinne der SDG der UN: Wurde dieses Verfahren in einem stehenden Gewässer einmal erfolgreich durchgeführt, so kann die örtliche Bevölkerung durch permanente Anzucht der für dieses Gewässer geeigneten Bakterien und deren gezielte Einbringung in die jeweiligen Gewässer eine wiederholte Eutrophierung des Gewässers aus eigener Kraft verhindern. Schlamm wird auf diese Weise bis zu 100% abgebaut.
Der Dorfteich vor der Sanierung (links). Die Behandlung ist gestartet (recht): Einbringung erforderlicher Bakterien.
Die in den Diskussionen gestellten Fragen betrafen hauptsächlich (1) den Vergleich zwischen dem Ausbagger-Verfahren und der naturbelassenen Technologie (Vorteile / Nachteile der Methoden); (2) Dauer der ersten Sanierung bis zum ersten (vollständigen) positiven Ergebnis; (3) die Finanzierungsmöglichkeiten derartiger Projekte, (4) die Wasserspeicherung und Wasserqualität; (5) die aktiv Teilnahme von Einwohnern; (6) praktische Anwendungen dieser Methode.
Frau Käte Roos, Bürgermeisterin Märkische Höhe, wollte mehr wissen über Umweltbildung von Jugendlichen, insbesondere auf welche Weise Interesse bei Schülern für die MINT-Fächer geweckt werden könnte? sowie zur Frage, wie Schulen auf diese naturbelassene Methode eingegangen sind? Prof. Dr. Edgar O. Klose informierte das Publikum über einige von MITI erfolgreich durchgeführte Projekte, welche die Gymnasiasten für diese Problematik sensibilisierten (http://www.miti-ev.de/inhalt-3/), sowie über das laufende Programm „Jugend forscht“.
Es wurden auch Aspekte erläutert, wie z.B. (1) warum der Schlamm, der stark mit Schadstoffen kontaminiert ist, als „Sondermüll“ behandelt werden muss, was die Ausbagger-Methoden“ sehr teuer macht; (2) wie werden die erforderlichen Bakterien gewonnen; (3) wie oft muss der Prozess wiederholt werden. Alle Teilnehmer unterstrichen die Bedeutung der Sanierungen stehender und/oder langsam fliesender Gewässer für die Verbesserung der Lebensqualität im ländlichen Raum.